Kaffee in der Stillzeit: Wie viel Koffein ist okay? (inkl. Spickzettel)

Trinkst du auch gerne Kaffee? Vielleicht als Wachmacher, kleinen Genuss zwischendurch, in Gesellschaft oder auch einfach aus Gewohnheit im Mama-Alltag? Falls du stillst oder es vorhast, fragst du dich sicher, wie viele andere Schwangere oder Mamas auch: Ist Kaffee in der Stillzeit in Ordnung? Kommt Koffein aus dem Kaffee überhaupt in der Muttermilch an? Sollte ich lieber weniger oder gar keinen Kaffee mehr trinken? 

In diesem Artikel bekommst du daher aktuelle Informationen zu Koffein und Stillen. Anschließend kannst du dir deinen eigenen informierten Rückschluss daraus ziehen, was das Beste für dich und dein Baby oder Kind ist.

Keine Zeit? Hier geht’s direkt zum Spickzettel zu Kaffee und Koffein während der Stillzeit.

Koffein in Muttermilch

Wenn du als Mama Kaffee trinkst, geht ein Teil des Koffeins aus dem Kaffee in deine Muttermilch über. Dein Stillkind trinkt den Kaffee also möglicherweise mit. Aber lass uns das mal im Detail anschauen!

Wie viel Koffein kommt beim Kaffeetrinken in der Muttermilch an?

In die Muttermilch gelangt deutlich weniger Koffein, als du als Stillende vorher aufgenommen hast. In einer Studie¹ mit 15 Teilnehmerinnen enthielt die Milch nur zwischen 0,06 % und 1,5 % der mütterlichen Dosis an Koffein. 

Die Koffeinmenge in der Muttermilch scheint auch abhängig vom Fettanteil der Milch zu sein. (2)

Wie schnell gelangt Koffein in die Muttermilch?

Es wird bislang davon ausgegangen, dass die Koffeinmenge in deiner Muttermilch ca. zwischen 1–2 Stunden, nachdem du Kaffee getrunken hast, am höchsten ist.

Daher auch ein häufiger Tipp, vor oder nach dieser Zeitspanne zu stillen. Doch auch vorher und nachher ist die Muttermilch nicht koffeinfrei. Der Anteil steigt nur an oder fällt wieder ab. 

Diese 1–2 Stunden sind nur Durchschnittswerte. Menschen nehmen Koffein unterschiedlich schnell auf, wobei viele weitere Faktoren eine Rolle spielen.

Wie schnell wird Koffein in der Muttermilch abgebaut?

Wie schnell Koffein wieder aus dem Körper verschwindet, ist sehr individuell. Bei Müttern wirkt sich das dementsprechend auf die Koffeinmenge in der Milch aus.

Im Durchschnitt brauchen Erwachsene ungefähr vier Stunden, um die Hälfte des aufgenommenen Koffeins wieder loszuwerden. Es kann aber auch nur ca. zwei oder sogar über acht Stunden dauern. Wir bauen Koffein abhängig von unseren Genen, unserem Alter, unserem Körpergewicht, unserer Leber und weiteren Einflüssen unterschiedlich schnell ab. Auch, ob wir rauchen oder schwanger sind, verändert unsere Verarbeitung des Koffeins. (3)

Frauen bauen Koffein im Laufe der Schwangerschaft immer langsamer ab. In den Wochen nach der Geburt kehrt die Dauer des Koffeinabbaus bei der Mutter langsam zum Ursprung zurück. (4) 

Wie viel Koffein darf ich während der Stillzeit zu mir nehmen?

Gut, Koffein geht in die Muttermilch über und bleibt für eine gewisse Zeit dort. Wir wissen auch, dass recht wenig Koffein in der Brust ankommt. Aber was sagt uns das jetzt konkret über Kaffee trinken und Stillen? 

Wie viel Koffein aus Mamas Kaffee vertragen Neugeborene?

Laut EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) ist es unbedenklich für Babys, wenn die stillende Mutter 200 mg Koffein (ungefähr 2–3 Tassen Kaffee) am Tag zu sich nimmt. (3) 

Auch 300 mg oder bis zu 500 mg Koffein am Tag für die Mutter werden auf Basis dieser⁵ und dieser⁶ Quellen häufig als sicher für das stillende Kind angegeben. 

Was du unbedingt zur Aussage „2–3 Tassen Kaffee am Tag sind während der Stillzeit unbedenklich“ wissen solltest

Wie sicher ist die Empfehlung, dass du als Stillende bedenkenlos zwei bis drei Tassen Kaffee am Tag trinken „darfst“? Folgendes solltest du bei deiner persönlichen Kaffee-Entscheidung meiner Meinung nach bedenken:

Koffein könnte sich ansammeln

Frühchen und junge Neugeborene brauchen noch bis zu mehrere Tage, um Koffein in ihren Körperchen abzubauen. Erst mit ca. 3–5 Monaten werden sie laut einer Studie⁷ Koffein so schnell los wie Erwachsene. Dadurch könnte sich Koffein im Baby ansammeln.

Magere Studienlage

Die Studienlage zum Thema Koffein und Stillen ist mager. In der US-amerikanischen Datenbank LactMed® findest du wissenschaftliche Auswertungen zu verschiedenen Medikamenten und Substanzen während der Stillzeit. In der Einleitung heißt es: „Es stehen nicht genügend Daten hoher Qualität zur Verfügung, um gute Evidenz basierte Empfehlungen über die sichere mütterliche  Einnahme von Koffein zu geben.“ (8) Grundlage dieser Aussage ist eine Auswertung verschiedener Studien zum Kaffeetrinken in der Stillzeit von 2018. Die Autoren schließen aus ihrer Untersuchung der zu dem Zeitpunkt aktuellen Datenlage „Nachweise für Empfehlungen zur Koffeineinnahme für stillende Mütter sind unzureichend, von eingeschränkter Qualität und uneindeutig.“ (9)

Von einer sicheren Empfehlung kann also nicht die Rede sein.

Allerdings möchte ich dir dazu noch einen wichtigen Kommentar der Stillberaterin Tabea Laue mitgeben:

Funfact: Harte Evidenzen findest du in der Stillberatung recht selten. Es gibt verschiedene Evidenzgrade und verschiedene Punkte, die eine sichere Evidenz haben, aber es ist viel häufiger ein Puzzeln mit Evidenzstückchen.

Tabea Laue (bei Instagram)

Koffeingehalt ist schwer messbar

Die empfohlene Tagesportion Koffein wird in mg angegeben und manchmal praktischerweise in Kaffeetassen umgerechnet. Aber wie viel Koffein ist in deinem Kaffee? Wie groß ist deine Tasse?  

Solange du keinen fertig gekochten und verpackten Kaffee, z. B. aus dem Kühlregal im Supermarkt, trinkst, wird es dir wahrscheinlich schwer fallen, den genauen Koffeingehalt deines Kaffees zu bestimmen. 

Ungefähr zwei Tassen ist eine geschätzte Angabe. In eine Tasse passen in Deutschland  125 ml. Bei allen Mamas, die ich kenne, ist „ein Kaffee“ eher ein ordentlicher Becher voll. 

Außerdem schwankt der Koffeingehalt eines Kaffees mit der Sorte, der Zubereitung, dem Mahlgrad, der Menge an Kaffeepulver und, und, und. Du wirst sehr wahrscheinlich immer nur schätzen können, wie viel Koffein in deinem Kaffee steckt.

Denke auch an Koffein aus anderen Lebensmitteln

Auch Koffein aus anderen Lebensmitteln wie zum Beispiel Energy Drinks oder Riegeln, Schokolade, manchen Nahrungsergänzungsmitteln, Tee und Cola darf nicht vergessen werden.

Auf diesem „Spickzettel“ hast du den Koffeingehalt einiger Leckereien und wichtige Eckdaten zum Kaffee trinken in der Stillzeit auf einen Blick.

Wie könnte dein Neugeborenes auf zu viel Koffein reagieren?

Es gibt Berichte von stillenden Babys, deren Mütter sehr große Mengen Kaffee oder andere koffeinhaltige Getränke getrunken haben, und bei denen verschiedene Reaktionen beobachtet wurden:

• Unruhe, Gereiztheit
• weniger Schlaf
• Zittern, erhöhte Muskelspannung
• Blähungen

Solche Symptome können vom Koffein oder Kaffee kommen, müssen aber nicht. Sie können auch viele andere Ursachen haben. Hole dir bei Auffälligkeiten deines Babys unbedingt professionelle Hilfe!

Andere Untersuchungen konnten keinen signifikanten Einfluss des Koffeinkonsums der Mütter von bis zu 500 mg am Tag auf den Pulsschlag und den Schlaf der beobachteten Kinder feststellen. (10), (11)

Koffein wird zu früh geborenen Babys auch therapeutisch zur Sicherung der Atmung verabreicht. Mit dem Wissen fällt es dir vielleicht schwer zu glauben, dass anderen Babys Koffein schaden könnte. Für diese lebensrettende Behandlung gibt es allerdings keinen einheitlichen Ablauf. Sie gilt bislang als sicher, auch im Hinblick auf Langzeitfolgen. Dazu gibt es aber nur eine einzige hochqualitative Studie. (12) 

In Untersuchungen gemessene Auswirkungen von Koffein auf die Stillkinder sind meist offensichtlich, wie z. B. Schlafzeit oder Puls. Was ist aber mit verborgeneren Folgen? 

Ich als Schlafnerd denke da als erstes an die Qualität des Babyschlafs. Selbst wenn Erwachsene schnell einschlafen können, obwohl sie in den Stunden vorher noch Kaffee getrunken haben, heißt das nicht, dass sie auch gut schlafen. Babys schlafen bekanntlich (hoffentlich 😉) auch tagsüber. Der Schlaf ist wesentlich für ihre Entwicklung. Würden sie ohne Koffein im Blut oft tiefer und fester schlummern? Könnte das ihre Entwicklung beeinflussen?

Wie gesund ist Kaffee in der Stillzeit für dich?

Wie gesund ist Kaffee für mich als stillende Mutter? Eine wichtige Frage! Denn selbst wenn es für dein Baby keinen Unterschied macht, ob es deinen Kaffee „mittrinkt“ oder nicht – was Kaffee mit dir macht, kann sich auf das Wohl deines Kindes auswirken. 

Laut vieler Untersuchungen kann Kaffee durchaus gesund sein und vor einigen Krankheiten wie z. B. Parkinson schützen. Er enthält viele Nährstoffe und ersetzt bei manchen Menschen täglich einiges an Gemüse. 

Und Kaffee kann, ganz individuell, auch ungesund für uns sein. Das auch nicht nur, wenn wir es übertreiben. Unsere Gene und andere Umstände beeinflussen, wie gut wir mit Koffein klarkommen.

So kann Kaffee Schlaf, Blutzuckerspiegel, Mineralstoffhaushalt, Hormone und unsere Energie beeinflussen. Das wirkt sich vielleicht wiederum auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden aus. In der Stillzeit erbringt unser Mamakörper ganz besondere Hochleistungen. Stillmamas können im Alltag oft einen kleinen Energiebooster vertragen. Auch die angenehmen Gefühle, die mit einem leckeren Kaffee einhergehen.

Langfristig hilft uns aber jede Minute Schlaf körperlich fit und emotional einigermaßen stabil zu sein. Schwankender Blutzucker, Energiecrashs und fehlende Mineralien sind eine zusätzliche Belastung. Falls du regelmäßig Kaffee trinkst und auch morgens schon erschöpft bist, dann könnten meine Artikel über die 3 Kaffeefallen und Schlafhygiene für Mamas spannend für dich sein. 😉

Wie gesund Kaffee für dich ist hängt ganz individuell davon ab

• wie gut du Kaffee allgemein und jetzt gerade verträgst,
• was du vom Kaffee hast,
• und was dir persönlich fehlt, wenn du auf Kaffee verzichtest, solange du stillst.

Fazit: Nur du weißt, ob und wie viel Kaffee in der Stillzeit für dich ok ist

Eine eher magere Studienlage, was im Bereich des Stillens wohl normal ist, die Erfahrung vieler Mütter und Stillberaterinnen sowie andere Fachkräfte weisen auf folgendes hin: Ein Baby verträgt es im Normalfall wahrscheinlich, wenn die stillende Mutter 200 mg Koffein am Tag zu sich nimmt. Bei Frühchen und Neugeborenen bis zu sechs Monaten ist noch etwas mehr Vorsicht geboten. 

Sicherer ist es allerdings als Stillmama nicht einfach auf diesen Wert zu vertrauen. Wie gesund Kaffee beim Stillen ist, hängt auch ganz individuell von dir und deinem Kind ab. Nach diesem Artikel weißt du, was der aktuelle Stand der Wissenschaft zu Koffein und Stillen ist und was viele Expertinnen dazu raten. Die Entscheidung, ob du Kaffee trinkst oder wie viel, solange du noch stillst, musst du selbst treffen. Auch inwiefern du auf Wissenschaft, Intuition, Experten, Erfahrungen anderer Mütter oder dein Gefühl hören möchtest, bleibt allein dir überlassen. Wichtig ist, dass du hinter deiner Entscheidung stehen kannst.

Mein persönlicher Umgang mit Kaffee beim Stillen

Ich liebe Kaffee! Trotzdem entschied ich mich, als ich von meiner ersten Schwangerschaft erfuhr, erstmal keinen Kaffee mehr zu trinken. Ich wusste aus vorherigen Experimenten, dass Kaffee mir nicht immer gut tut und wollte während der Schwangerschaft zusätzlichen Stress für meinen Körper durch Koffein vermeiden. 

Stattdessen probierte ich verschiedene andere warme Getränke als Kaffeeersatz aus und schnupperte gelegentlich (und ja, neidisch 😊) am frisch gebrühten Espresso meines Mannes.

Nach der Geburt hatte ich mich schon an das kaffeefreie Leben gewöhnt und blieb zuerst dabei. Den ersten Kaffee als Mama trank ich, als mein Kind ca. 1,5 Jahre alt war … immer noch stillend. Ein paar Monate vorher hatte ich angefangen, gelegentlich koffeinfreien Kaffee zu trinken. Damals dachte ich noch, entkoffeinierter Kaffee habe immer noch 30 % des normalen Koffeins. 

Im Laufe der Zeit gönnte ich mir immer öfter mal einen „richtigen“ Kaffee, möglichst früh am Tag. Nach ca. drei Jahren wurde ich wieder schwanger und trank jetzt eher koffeinfreien Kaffee oder wieder alternative Getränke. 

Diesmal konnte ich aber nicht immer widerstehen und „klaute“ meinem Mann gelegentlich ein Schlückchen statt nur zu schnuppern. Im frühen Wochenbett verzichtete ich auf Kaffee und über das erste Lebensjahr meines zweiten Kindes pendelte ich zurück zu hauptsächlich koffeinfrei und ab und zu mal Kaffee mit. 

Komplett koffeinfrei war ich übrigens selten unterwegs: Mit dem Mamasein wuchs auch mein Hunger auf dunkle Schokolade! 😄

Quellen