Digitale Balance als Mama

Große Veränderungen im Leben bringen weitere Veränderungen mit sich. Nichts anderes hat meinen Alltag bisher so plötzlich und drastisch verändert wie die Geburt meines ersten Kindes. Eine Veränderung, die ich erst nach einer Weile bemerkte, war die Beziehung zu meinem Handy.

Mama Schuldgefühle

„Eeeey, Smartphone-Mamas!!!“, verfolgte uns eine lauthals brüllende Stimme. Ich war spazieren mit einer Freundin, wir beide mit unseren wenige Monate alten Babys vor die Brust gebunden. Unsere ersten Kinder… Beide gleichzeitig angezogen, satt, gewickelt bzw. abgehalten, schlafend im Tuch. Wir Mamas etwas erschöpft, wahrscheinlich weniger satt, aber dafür glücklich über ein Wiedersehen an der frischen Luft und unser geglücktes Timing.

Irgendetwas hatte meine Freundin noch zu regeln, weswegen sie kurz ihr Handy in der Hand hielt. Da pöbelte uns ein junger Mann an, wir Smartphone-Mamas sollten gefälligst die Handys von unseren Kindern fernhalten.

Auch wenn seine Art ziemlich unangebracht war, hatte er gefühlt irgendwie Recht. Er traf bei uns mitten in eine Wunde, wir fühlten uns angesprochen und erwischt. Wir achteten doch schon so sehr darauf, und überhaupt, der hat doch keine Ahnung!

Smartphone in der Schwangerschaft

In meiner ersten Schwangerschaft war ich noch ziemlich unabhängig von meinem Smartphone. Für heutige Verhältnisse sogar ein bisschen sonderbar. Zum googeln, Facebook checken, Onlineshopping usw. benutzte ich meinen Laptop. Unterwegs hatte ich mobile Daten nur bei Bedarf eingeschaltet und W-Lan zu Hause auch nur, wenn ich das Handy in die Hand nahm.

Was spricht für das Handy im Wochenbett?

Im Wochenbett, und auch in den folgenden Monaten, änderte sich mein Verhältnis zum Handy gewaltig. Klar, ich war vor allem mit meinem Baby beschäftigt, überglücklich und erfüllt.

Gleichzeitig lernte ich, wie die meisten Mütter, auch die Kehrseite des Mamaseins kennen. Viele frisch gebackene Mamas haben mit Sorgen und Schmerzen zu kämpfen. Heftige Emotionen überrollen so manche Mutter. Womöglich ausgerechnet dann, wenn sie gerade endlich eine Gelegenheit zum Schlafen hat. Dazu kommen Einsamkeit und Langeweile, obwohl sie weder alleine ist noch nichts zu tun hat. Außerdem Erschöpfung und das Gefühl, nicht gesehen zu werden.

Was hat mir das Handy als Mama zu bieten?

  • Gesellschaft, Kontakt
  • Austausch mit anderen Müttern
  • Dopamin
  • (Orts-) Unabhängigkeit und Mobilität
  • Ablenkung und Unterhaltung
  • Informationen, Ratschläge, Hilfe
  • wertvolle Augenblicke festhalten, feiern und teilen können
  • kreativ sein, etwas bewirken
  • gefühlter Energiebooster
  • Gedächtnisstütze und Organisationshilfe
  • evtl. Arbeitsgelegenheit

Und dann liegt da das Handy! Dieses eine Ding verspricht einen schönen Dopaminrausch, das passende Buch, Unterhaltung, Verbindung zu Freunden und Familie, Austausch mit anderen Müttern, Fotos & Videos, Hoffnung, Trost, Infos zu Babyfragen, Einkaufen ohne rauszugehen, und, und, und … , alles griffbereit.

„Ich könnte es ja ganz weit weg vom Baby halten?“, denkt sich so manche Mama. Und ZACK, da hat es einen erwischt. Das Handy erfüllt Bedürfnisse, offensichtliche, zuvor unbekannte oder ganz frisch geweckte.

Fluch oder Segen? Das Smartphone ist immer griffbereit.

Was bringt die bewusste Smartphonenutzung?

Gründe als Mama zum Handy zu greifen gibt es also unzählige. Sonst würde es ja auch niemand machen! Aber was hat mich dazu bewegt, immer wieder auf das Smartphone zu verzichten und bewusst damit umzugehen? Warum motiviere ich andere Eltern zu einem bewussten und gezielten Umgang mit dem Smartphone?

Deine Aufmerksamkeit ist wertvoll

Das Handy kann deine Aufmerksamkeit im Nullkommanix in tausend Richtungen zerstreuen. Aber du brauchst sie, um produktiv, konzentriert und fokussiert zu sein. Ja, das macht einen Unterschied in der Care-Arbeit, im Haushalt, Familienmanagement und beim Jonglieren aller Bedürfnisse, einschließlich deiner. Auch wenn du nicht auf hundertprozentige Selbstoptimierung aus bist.

Aufmerksamkeit hilft dabei den Tag so zu verbringen, wie du es dir vorgenommen hast. Mit Aktivitäten, die dir wichtig sind oder dir etwas bedeuten. Du bist schneller und effizienter. Also schaffst du mehr oder hast mehr Zeit, und sei es einfach zum Sein.

Aufmerksamkeit bringt also Integrität, mehr Zeit und Bestimmung. Daher empfehle ich dir: Hüte und trainiere deine Aufmerksamkeit!

Präsent sein ist ein Geschenk

Eine gute Balance zwischen digitalem und „echtem“ Leben erlaubt es dir, mit den Kindern präsent zu sein. Dadurch ist es leichter zu verstehen, was gerade bei ihnen los ist. Deine Kinder und andere Mitmenschen fühlen sich beachtet und gewertschätzt.

Du kannst Bedürfnisse der Kinder, aber auch deine eigenen und die anderer Menschen besser erkennen. Das erleichtert den Familienalltag und hilft Lösungen für Konflikte zu finden.

In dem Moment, wo du etwas zurückbekommst für alles, was du jeden Tag gibst, bist du auch tatsächlich da, um es mitzukriegen und in Empfang zu nehmen.

Was habe ich von Langeweile?

Hast du Lust dich zu langweilen? Ich vermute mal nicht so richtig. Langeweile empfinden die meisten Menschen nämlich als eher unangenehm, zumindest ein kleines bisschen. Deswegen vermeiden wir sie gerne.

Beim leisesten Anflug von Langeweile ist das Handy schnell gezückt. Einfach „nur“ da sein oder warten ist selten geworden.

Dabei tauchen gerade in diesen Momenten die besten Ideen auf. Langeweile weckt Kreativität. Einmal innehalten hilft Abstand zu gewinnen. Was gerade vorsich geht wird bewusst und es ist viel leichter, das große Ganze zu sehen. Das gibt einen klaren Kopf!

Bewusst die Vorteile des Smartphones genießen

Beim der gezielten Verwendung des Smartphones dient mir das Handy und nicht umgekehrt. Die Zeit am Handy kann ich genießen. Ich bekomme das, was ich gesucht habe.

Anschließend bin ich glücklich und zufrieden mit dem, was ich getan habe. Ich habe die Kontrolle über mein Handy und weiß, wohin meine Zeit und meine Energie geflossen sind.

Für die Kinder

Von all diesen Vorteilen einer digitalen Balance als Mama profitieren die Kinder doppelt:

Zum einen haben sie eine überwiegend gelassene und aufmerksame Begleitung. Zum anderen gucken sie sich den smarten Umgang mit dem Handy bei dir ab. Wie fühlt sich das an?

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